Unsere Kulturlandschaft

bischofsreut_ohne_wald_klein_0.jpgVor gerade einmal 300 Jahren wurde entlang des Golden Steiges zur Grenzsicherung durch den Fürstbischof Bischofsreut gegründet. Somit zählen die Bischofsreuter Waldhufen zu den jüngsten Siedlungsgebieten Bayerns.
In mühevoller Arbeit rodeten die Siedler ausgehend von ihren Höfen hufenförmig den Urwald. Die vielen Steine, die mageren Böden, nasse Auen, steile Hänge und die klimatische Ungunst auf fast 1.000 m Höhe machen eine einträgliche Landwirtschaft bis heute nahezu unmöglich. Viele der Siedler waren deshalb Holzhauer.
Dennoch wurde in den Bischofsreuter Waldhufen alles angebaut, was die Siedler zum Leben brauchten: Korn, Haber und Erdäpfel zum Essen, Flachs für die Kleidung. Es wurden Ochsen zum Ziehen des Pflugs und der Heuwägen sowie  Milchvieh gehalten.

Erst in den 1960er Jahren wurden Straßen gebaut. Nun konnten Kleidung und Lebensmittel auf den Märkten gekauft und Milch geliefert werden. Der mühselige Ackerbau wurde vollständig aufgegeben und in Wiesen umgewandelt.pferde_als_landschaftspfleger_rossa_fnl_0.jpg
Doch die klimatische und standörtliche Ungunst zwang immer mehr Bauern zum Aufgeben. Heute gibt es praktisch keine milchliefernden Betriebe mehr. Nur Dank der Agrarumweltprogramme und der Landschaftspflege lohnt sich die Landwirtschaft noch. Das im Vergleich zu den tieferen Lagen qualitativ minderwertige Mähgut wird mittlerweile von anspruchslosen Haustierrassen wie Waldschafe, Rotes Höhenvieh aber auch vom Bayerischen Fleckvieh und Pferden verwertet. Qualitativ hochwertiges Fleisch und über die Region hinaus bekannte Pferdehöfe zeigen, dass Nützen und Schützen kein Widerspruch sind.

 

p1140288_0.jpgDie aus der Not geborene, extensive Nutzung der Kulturlandschaft hat sich bis heute fortgesetzt, sodass eine Vielfalt an einzigartigen Lebensräumen der Mittelgebirgshochlagen und hoch spezialisierten Arten erhalten blieb. In den Mooren und Sümpfen, den Bergmagerrasen und Mittelgebirgswiesen, auf der alten Viehwoid und in den unverbauten Bächen  leben über 200  landes- und bundesweit gefährdete Tiere  und Pflanzen der Roten Liste, von denen 19 Arten sogar akut vom Aussterben bedroht sind.

Aus diesen Gründen gelten die Bischofsreuter Waldhufen als einer von 30 „Hotspots der Biodiversität“ mit nationaler Bedeutung für die Artenvielfalt in Deutschland. In enger Abstimmung mit den Grundstückseigentümern wurden rund 780 ha als Teil des europaweiten Lebensraumnetzes „NATURA 2000“ gemeldet.

 

Für den Erhalt dieses einzigartigen Naturerbes leisten die Mitglieder des Fördervereins Bischofsreuter Waldhufen einen wesentlichen Beitrag.dsc01447_klein_0_0.jpg
Einen umfassenden Einblick und weitere Informationen über unsere Kulturlandschaft erhalten Sie bei einer Wanderung über die Steige des KurlturLandschaftsMuseums „Grenzerfahrung“ – kurz KULAMU genannt.

 

 

 

Bergmagerwiesen und Borstgrasrasen

p1140366_0.jpgDie bunten Bergmagerwiesen und bayernweit selten gewordenen Borstgrasrasen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen der Kulturlandschaft. Die Böden in den „Bischofsreuter Waldhufen“ sind so mager und sauer, dass Mineraldüngung und Kalkung nicht zu einer Verbesserung des Ertrags führten. Es blieb bei der traditionellen ein- bis zweischürigen Mahd mit verhaltener Stallmistdüngung. So sind viele dieser einzigartigen Lebensräume erhalten geblieben. Noch heute werden die durch den strengen Frost an die Oberfläche gebrachten Steine mühevoll von den Wiesen gelesen und an den Flurstücksgrenzen zu den landschaftstypischen Lesesteinriegeln aufgeschichtet.
Doch besonders steinige oder sehr hängige Flächen können sind unter den ökonomischen Bedingungen einer modernen Landwirtschaft nicht mehr wirtschaftlich und fallen aus der Nutzung.dsc04737_0.jpg
Bäume und Buschwerk eroberten die Flächen zurück und verdrängen die kleinwüchsigen buntblühenden Kräuter. Deshalb erhalten die Bauern für das Mähen oder Beweidung dieser Flächen Gelder aus dem Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm.

 

Moore und Sümpfe

dsc08093_0.jpgHoch- und Niedermoore, Übergangs- und Zwischenmoore sind in den Bischofsreuter Waldhufen großflächig vertreten. In enger Verzahnung mit den Offenlandbiotopen sind sie der Lebensraum von vom Aussterben bedrohten Tierarten wie das Birkhuhn oder verschiedene Hochmoor-Schmetterling und –käfer. Durch die einsetzende Wiederbewaldung der früher vom Menschen baumfrei gehaltenen Moore verlieren Wollgräser und Orchideen, fleischfressende Pflanzen wie der Sonnentau und das Fettkraut zunehmend ihren Lebensraum. kreuzotter-wiesengrund-5-2_0.jpg
Die Mitglieder des Fördervereins Bischofsreuter Waldhufen haben durch Entholzungen viele Hektar als Lebensraum für die bedrohten Tiere- und Pflanzen wieder herstellen können.

Viehwoid

gemeindeweide_0.jpgBesonders steinige und magere in Dorfnähe gelegenen Flächen, die nicht als Äcker oder Futterwiesen genutzt werden konnten, wurden als sogenannte Allmenden beweidet. Jeden Morgen zog ein Hirte durch das Dorf und trieb Kühe, Pferde, Esel, Gänse und Ziegen zusammen und betreute die Tiere während des Tages auf der Gemeindeweide. Die Weidetiere verschmähten die stachligen Wacholderbüsche, den die Hirten nur duldeten, da sein Holz zum Räuchern der niederbayerischen Schinkenspezialität „Gselchts“ begehrt war. Die pittoresken Wacholder-Heiden überzogen den gesamten Bayerischen Wald. Nach dem Übergang zur ganzjährigen Stallfütterung in den 1960er Jahren, waren die buckligen Gemeindeweiden überflüssig geworden. Als Folge wurden die landschaftsprägenden Wacholder-Heiden aufgeforstet oder der Wiederbewaldung überlassen.
Die Bischofsreuter Gemeindeweide ist eine der letzten Wacholder-Heiden des Bayerischen Waldes und ist nicht nur aus landschaftsästhetischen Gesichtpunkten eine echte Rarität. Die an die steinigen und mageren Böden angepassten Pflanzengemeinschaften und Arten sind bayern- und europaweit äußerst selten.